Zusammenfassung
Renaturierungsprojekt
Die Kander floss unterhalb des Zusammenflusses mit der Simme in einem stark verbauten Gerinne. Mit Buhnen war der Fluss in ein enges und kanalähnliches Gerinne gezwungen. Die Kander unterlag einer starken Erosionstendenz. Die auentypischen Lebensräume waren weitgehend verschwunden und die bestehenden Sperrenbauten oberstrom waren durch die tiefe Sohlenlage gefährdet. Lediglich im unteren etwas breiteren Abschnitt teilte sich der Abfluss bei Niederwasser in mehrere Arme auf und umfloss einzelne stationäre Kiesbänke.
In den Wintern 2004/2005 und 2005/2006 wurden auf rund 1300 m Länge die Ufersicherungen entfernt und das Gerinne von 30 m auf 60 m aufgeweitet. Die Sohle wurde beim Zusammenfluss von Kander und Simme um rund 2 m angehoben und mit einer aufgelösten Blockrampe gesichert.
Die Hauptziele des Renaturierungsprojektes waren die Wiederherstellung der auentypischen Abfluss- und Geschiebedynamik mit einer selbsttätigen Verbreiterung durch Seitenerosion sowie die Stabilisierung der Sohle und damit Sicherung der flussaufwärts liegenden Sperrentreppen (Spycher & Künzi, 2002).
Ziele der Erfolgskontrolle
Die Wirkung des Projektes und der fortlaufende Renaturierungsprozesses sollen mit Hilfe eines flussmorphologischen Monitorings dokumentiert werden. Zudem soll der Erfolg des Projektes quantifiziert werden. Dazu wurde eine Methodik angewandt, welche erst kürzlich im Rahmen des Rhone-Thur-Projektes entwickelt worden war (Woolsey et al., 2005). Die Kander in der Augand ist somit eines der ersten grösseren Gewässer, bei welchem die Methode angewandt wird.
Methodik
Verschiedene Indikatoren dienen als Werkzeuge zur qualitativen und quantitativen Charakterisierung der Projektziele. Für die Erfolgskontrolle der Kander wurden Indikatoren herangezogen, welche den Geschiebehaushalt, die Überflutungsdynamik, die hydraulische Variabilität, die Sohlenstruktur, die Uferstruktur und -länge sowie die Stabilität der Blockrampe bewerten. Sie werden jeweils im Zustand vorher und nachher untersucht und miteinander verglichen.
Ergebnisse
Der Erfolg des Renaturierungsprojektes wird qualitativ als sehr gross beurteilt. Die Kander in der Augand zeigt heute ein vielfältiges, verzweigtes Gerinne. Auch die aufgelöste Blockrampe kann als erfolgreiches Bauwerk bezeichnet werden. Zwischen den beiden Bauetappen wurde die kurz vorher fertig gestellte Blockrampe mit dem ausserordentlichen und lang andauernden Hochwasser vom August 2005 belastet. Die Rampe hat elastisch reagiert und trotz der hohen Belastung nicht versagt.
Die quantitative Bewertung des Renaturierungsprojektes nach der verwendeten Methode ist strenger. Einige Indikatoren wurden zusätzlich mit einer alternativen Auswertungsmethode plausibilisiert. Der Ausgangszustand konnte in einzelnen Indikatoren nicht zufrieden stellend rekonstruiert werden. Das Gesamtprojekt fällt in die mittlere von drei Verbesserungskategorien (kleiner, mittlerer und grosser Erfolg). In den einzelnen Projektzielen werden je nach Auswertungsmethode und Wahl der Indikatoren kleine bis mittlere Erfolge erzielt.
Schlussfolgerung
Die Erfolgskontrolle des Ausgangszustandes und der Erhebung 1 ist eine erste Beurteilung. Einige wichtige Indikatoren, welche die Dynamik beschreiben, können erst mit einer weiteren Erhebung beurteilt werden. Zudem ist der Renaturierungsprozess in der Augand noch nicht abgeschlossen. Die Uferlinie und Sohlenstrukturen verändern sich bei jedem Hochwasser und das Flussbett wird sich durch Seitenerosion noch weiter verbreitern. Mit weiteren Erhebungen kann der fortlaufende Renaturierungsprozess dokumentiert und untersucht werden.
Literaturhinweis
Spycher E. & Künzi R. (2002): Mit moderner Hydraulik Auenbeschluss erwirken. Int. Symposium Moderne Methoden und Konzepte im Wasserbau, 7.-9. Okt. 2002, Mitteilung der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie, 174, Zürich, 133-140.
Woolsey, S., Weber, C., Gonser, T., Hoehn, E., Hostmann, M., Junker, B., Roulier, C., Schweizer, S., Tiegs, S., Tockner, K., Peter, A. (2005): Handbuch für die Erfolgskontrolle bei Fliessgewässerrevitalisierungen. Publikation des Rhone-Thur Projektes. Eawag, WSL, LCH-EPFL, VAW-ETHZ. 112 pp.